Ein Großaufgebot an Feuerwehrfahrzeugen am und um das Oberstdorfer Eissportzentrum ließ am Montag abend schlimmeres befürchten. Beobachter des Szenarios erkannten jedoch bald, dass es sich dabei um eine Großübung handelte. Die Feuerwehren aus Oberstdorf, Tiefenbach, Rubi-Reichenbach, Schöllang, Sonthofen und Riezlern rückten zu einem angenommenen Ernstfall an die Sportstätte unweit der Nebelhornbahn aus. Dort war ein Kleintransporter in der Tiefgarage unter der Eishalle gegen eine Rohrleitung gefahren und hatte diese beschädigt. In der Folge trat Ammoniak aus, Gase verbreiteten sich schnell im gesamten Gebäude. In der Tiefgarage gab es mehrere Explosionen, ein Feuerwehrmann hatte Feuer gefangen, rannte ins Freie und wurde im letzten Moment von Ersthelfern gerettet. Im Maschinenhaus des Eisstadions wurde ein Mitarbeiter vermisst, die Sonthofener Feuerwehr arbeitete sich mit Chemieschutzanzügen und schwerem Atemschutz durch die technischen Anlagen und fand die vermisste Person zwischen Pumpen und Verdichtern. Weitere Feuerwehrmänner arbeiteten sich, ebenfalls mit schwerem Atemschutz ausgerüstet, durch Schächte und Tunnel der Belüftungsanlage. Zur selben Zeit galt es im Skiinternat, welches sich auf der Rückseite des Sportkomplexes befindet, die jugendlichen Sportler aus dem 1. und 2. Obergeschoss in Sicherheit zu bringen. Dies übernahm die Feuerwehr aus Riezlern und rettete über die Drehleiter mehrere junge Sportler, die allesamt von der Übung überrascht wurden, aus ihren Zimmern. Insgesamt evakuierte die Feuerwehr dort 57 Personen. Um die Ammoniakwolke einzudämmen, baute die Feuerwehr zwei Wasserwände auf, ähnlich wie bei einer Schneekanone. Die Wasserversorgung erfolgte über die naheliegende Trettach und dem Faltenbach. Für die Dauer der Übung sperrte die Feuerwehr die Zufahrt zum Eisstadion.
Sportstättenleiter Hans-Peter Jokschat bedankte sich bei den Einsatzkräften und ließ wissen, dass bei täglich bis zu 17 Stunden Betrieb in den drei Eishallen in den Sommermonaten und den möglichen Gefahren mit Ammoniak eine solche Großübung notwendig ist. Laut technischem Leiter der Anlage, Urban Kutschenreuter, sind für den Betrieb der Kälteanlagen 12 Tonnen Ammoniak notwendig. Feuerwehrkommandant und Einsatzleiter Peter Vogler zeigte sich über den Verlauf der Übung und der Zusammenarbeit der Feuerwehren sehr zufrieden. Wie schnell so etwas gehen kann, das war zuletzt bei einem Großbrand in Immenstadt zu erleben, so Kreisbrandinspektor Joachim Freudig. Ein Bild von der Übung machte sich auch Kreisbrandrat Michael Seeger.
Fotos: Benjamin Liss, Thomas Speiser, Cornelius Stempfle